Maria ist die Mutter von Jesus von Nazareth. Das Konzil in Ephesos 431 erklärte Maria zur "theotokos" - zur Gottesgebärerin. Laut Lukas 11, 27-28 ist es nicht allein die körperliche Mutterschaft, die Maria auszeichnet, sondern ihre besondere und vollkommene Beziehung zu Gott. Nach dem Verständnis von Katholiken und Orthodoxen blieb Maria auch nach der Geburt Jesu Jungfrau und war mit Josef nur dem Namen nach verheiratet (sog. Josefsehe). Marias Jungfräulichkeit wird, insbesondere in der Katholischen Kirche, als besonders lobenswerte Tugend gewertet. Mit dieser Jungfräulichkeit wird aber noch mehr zum Ausdruck gebracht, dass mit der Geburt Christi eine neue Schöpfung beginnt, die sich nicht an einfachen irdischen Maßstäben orientiert.
Überblick über die Marienverehrung in den verschiedenen christlichen Konfessionen
Maria in der Orthodoxen Kirche
Die orthodoxen Kirchen verehren Maria als die Mutter Gottes und als Jungfrau. Sie sehen sie als heilig und sündlos, aber durch ihre von den Westkirchen unterschiedliche Auffassung von Erbsünde ist die unbefleckte Empfängnis für sie kein Thema. Die Himmelfahrt Marias wird unter dem Namen "Maria Entschlafung" gefeiert. Grundsätzlich ist die Marienverehrung in der Orthodoxen Kirche immer auf Christus bezogen.
Maria in der Lutherischen Kirche
In den lutherischen Kirchen spielt die Marienverehrung in der Praxis kaum eine Rolle. Luther wandte sich entschieden gegen die römisch-katholische Vorstellung von Maria als "Himmelskönigin" sowie der Vorstellung von Maria als Mittlerin, die Christus erst gnädig stimmen müsse. Luther betonte, dass durch den Opfertod Christi das Erlösungswerk vollkommen ist und keiner Ergänzung bedürfe. Andererseits hielt auch Luther Predigten über Maria und schätzte in seinen Auslegungen Maria als Beispiel menschlicher Demut und Reinheit. Maria gilt in den lutherischen Kirchen als Vorbild des Glaubens. Die Lutherische Kirche kennt bis zu drei Marienfeste i) Reinigung Mariens oder Darstellung des Herrn gefeiert am 2. Februar ii) Mariä Verkündigung oder Verkündigung des Herrn gefeiert am 25. März iii) Mariä Heimsuchung gefeiert am 2. Juli. Alle drei Feste werden als Christusfeste gesehen.
Maria in der Reformierten Kirche
In der Reformierten Kirche akzeptierte Zwingli die Marienverehrung, so weit sie biblisch begründet ist. Calvin lehnte aber jegliche Marienverehrung ab, da sie immer in der Gefahr sei, zum Götzendienst zu werden. Mit ihm stimmen auch die Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden überein. Maria ist zwar - wie viele andere biblische Personen auch - ein Vorbild des Glaubens und der Hingabe, kann und darf aber nicht im Gebet angerufen werden.
Maria in anderen christlichen Glaubensgemeinschaften
Auch die Zeugen Jehovas und die Siebenten-Tags-Adventisten üben scharfe Kritik an allen Formen der Marienverehrung, lehnen sie als unbiblisch ab und sehen ihre Praktizierung als Götzendienst an.
Maria in der Katholischen Kirche
Die römisch-katholische Kirche lehrt, dass der Mensch am Ende seines Lebens von allen Sünden erlöst und zu einer vollkommenen Gemeinschaft mit Gott gelangen kann. Dieses Erlösungswerk habe Gott bei Maria schon im Moment ihrer eigenen Empfängnis im Leib ihrer Mutter Anna vollzogen. Das heißt, Maria, die Frau, die Gott als Mensch geboren hat, habe zu Lebzeiten an der Erbsünde keinen Anteil gehabt. Dies feiert die katholische Kirche am 8. Dezember am Fest der Unbefleckten Empfängnis ("Maria Immaculata"). In der katholischen Kirche nimmt die traditionelle Marienverehrung eine wichtige Rolle ein, die Dogmen der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel und der unbefleckten Empfängnis gibt es ausschließlich hier. Die Kirche vertritt den Standpunkt, die Mariendogmen seien in ihrem Kern Aussagen zu Jesus Christus. Sie erklärt damit, dass Maria bereits bei Gott vollendet ist, so wie alle Menschen bei Gott vollendet werden sollen. Maria hat seit dem Konzil von Ephesos 431 deshalb eine Sonderrolle, weil sie Jesus Christus geboren hat ("Gottesgebärerin"). Maria gilt als Mutter und Schwester der Glaubenden, die den Weg des Menschen zu Gott bereits gegangen ist. Deshalb kann sie, nach katholischer Auffassung, auch Vorbild sein und um Hilfe auf dem Weg zu Gott angerufen werden.